Antwort
Zwei wissenschaftliche Forschungsrichtungen sind klar zu unterscheiden:
1. Die anwendungsorientierte Forschung; sie findet zunehmend in Kombination mit der industriellen Entwicklung ("F+E") statt. Aufgrund ihrer zuweilen faszinierenden Ergebnisse geniesst diese Forschung öffentlich ein hohes Ansehen. Bei "Wissenschaft" denken viele automatisch an hohe Fachkompetenz.
2. Die Risikoforschung; sie soll negative Auswirkungen von Methoden und Produkten finden und erforschen. Ihre Ergebnisse sind aber oft unbequem für die Industrie. Diese versucht deshalb seit jeher, Einfluss auf die Risikoforschung zu nehmen. Da diese meist in dem mit Behörden und Industrie verflochtenen Universitätsbetrieb stattfindet, muss bei jeder publizierten Risikostudie die Unabhängigkeit der Studienautoren exakt überprüft werden. Dies ist gerade auch dort nötig, wo Forscher keine Interessenbindung deklarieren, oder wo angegeben wird, mit der Finanzierung sei keine Einflussnahme auf Entwurf und Durchführung der Studie verbunden.
Diese beiden Forschungsrichtungen werden nicht genügend auseinandergehalten. Oft wird das hohe Ansehen der anwendungsorientierten Forschung unbesehen auf alle Wissenschaftsbereiche übertragen. Wissenschaftliche Aussagen erhalten dadurch generell einen hohen Autoritätswert. Dieser wird oft für eigene Zwecke instrumentalisiert. Um Meinungen zu beeinflussen, beziehen sich Interessenvertreter, Fachbehörden und Journalisten auf "die Wissenschaft" als massgebende Instanz. Doch diese "Wissenschaft" entpuppt sich oft als eine blosse partikuläre Sichtweise. Wo eine Interessengruppe die Deutungshoheit über ihr Sachgebiet hat, wird die öffentliche Meinung im Sinne ihrer Sichtweise beeinflusst. Bei der nichtionisierenden Strahlung ist das seit Jahrzehnten die vereinheitlichte Sichtweise von Mobilfunk- und Elektrizitätsindustrie, Hochschulwissenschaft und zuständigen Bundesbehörden.